Die Bindung zwischen einer Mutter und ihrem Kind ist etwas ganz Besonderes. Doch ihre Verbindung beruht nicht nur auf emotionaler Ebene, sondern auch auf physischer Ebene. Während der Schwangerschaft gelangen nämlich Zellen vom Kind in den Körper der Mutter und andersrum ebenfalls Zellen der Mutter in den Körper des Kindes. Dies geschieht über die Plazenta. Die Plazenta bildet sich nach der Einnistung des Kindes in der Gebärmutter und dient der Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen. Das Kind und somit jede Zelle des Kindes hat seit der Empfängnis sein eigenes individuelles Erbgut. Diese Zellen können über die Plazenta zur Mutter gelangen und dort können sie mehrere Jahre oder sogar ein Leben lang bestehen bleiben. Diese Anwesenheit von kindlichen Zellen im Körper der Mutter während und nach der Schwangerschaft wird als Mikrochimärismus bezeichnet.
Entdeckt wurde dies im Jahr 1979: Forscher fanden heraus, dass schwangere Frauen, welche einen Sohn erwarten, Zellen mit Y-Chromosom im Blut hatten (Frauen besitzen kein Y-Chromosom, nur Männer).Schwangere trägen nach jetzigem Stand bis zu 6% freier DNA in ihrem Blutplasma, welche von ihren Kindern stammt. Die Forschung in diesem Bereich ist noch relativ am Anfang aber es gibt bereits Hinweise darauf, dass die kindlichen Zellen im Körper der Mutter helfen Krankheiten wie Krebs zu Bekämpfen oder auch vor Autoimmunkrankheiten schützen. Wie wunderbar ergänzen sich Mutter und Kind: Die Mutter beschützt ihr Kind vor äußerlichen Gefahren und das Kind beschützt die Mutter von innen!
Vielleicht liegt es auch am Mikrochimärismus, dass häufig die Geschwister wissen, wenn ein Geschwisterchen fehlt, weil es zu einer Fehlgeburt kam oder es abgetrieben wurde. Denn auch die weiteren Kinder können die Zellen der vor ihnen empfangenen Geschwister über den Körper der Mutter erhalten und diese Zellen leben in ihrem Körper weiter.